Immer wieder setze ich mich an meinen alten Ibach-Flügel, nicht um vorgegebene Stücke zu spielen, sondern um zu improvisieren. Für mich ist Improvisation eine Möglichkeit, die Grenzen von Form und Struktur zu überschreiten und mich in einem Moment von Kreativität auszudrücken. Jeder Ton wird im Moment gespielt, ohne Erwartung und ohne festgelegtes Ziel.
Es ist nicht immer einfach, diesen Prozess in Worte zu fassen. Wie beschreibt man das Gefühl, am Klavier zu sitzen und einfach ohne Plan zu spielen? Oft beginne ich mit einzelnen Tönen, Bewegungen oder Akkorden, die mir in den Sinn kommen. Manchmal sind es einfache Melodien, die ich nacheinander spiele, während ich auf den Klang achte und die Reaktionen meines Körpers beobachte. Diese ersten Ideen sind oft unvollkommen, doch sie dienen als Sprungbrett für die sich festigende Form der Improvisation.
Kürzlich saß ich an meinem Ibach im Wohnzimmer, umgeben von den vertrauten Geräuschen des Alltags – dem Rauschen der Straße und den fernen Geräuschen eines Nachbarn. An diesem Abend fühlte ich mich nachdenklich und wollte eine Verbindung zum Instrument finden. Mit jedem Versuch spürte ich, wie sich eine Art Dialog zwischen mir und dem Klavier entwickelte. Ich experimentierte mit verschiedenen Harmonien und Rhythmen, ließ meine Finger über die Tasten gleiten und fühlte, wie sich eine musikalische Struktur entfalten wollte.
Die entstandene Musik war nachdenklich und vorwärtstreibend. Sie umkreisten meine Gedanken und Gefühle, ohne dass ich sie konkret benennen konnte. Es war, als ob die Töne meine innere Verhasstheit aufgriffen und transformierten. Während des Spiels tauchte ich in meine Erinnerungen ein und ließ erlebte Erfahrungen in die Musik einfließen. Manchmal tauchten Bilder aus meiner Kindheit auf – Momente des Verwunderns und der Unsicherheit, die sich in der Melodie wiederfanden.
In diesem spontanen Prozess entdecke ich oft Facetten von mir selbst. Es geht weniger darum, etwas Perfektes zu schaffen, sondern vielmehr darum, zu sehen, was passiert, wenn ich mich dem Moment aussetze. Ich versuche, die Kontrolle loszulassen und der Musik zu erlauben, sich von selbst zu entwickeln. Mit dem Improvisieren komme ich zu mir und verbindet mich mit dem inneren Erleben, das oft schwer in Worte zu fassen ist. Es ist ein Zustand, der zugleich herausfordernd und befreiend ist.
Wie resoniert diese Musik mit dir?
ch würde mich freuen, deine Gedanken zu hören. In welcher Weise sprechen diese spontanen Klänge zu deinen eigenen Erfahrungen? Es interessiert mich sehr, wie meine Musik deine Emotionen und Gedanken berührt.